Nachhaltigkeit im Tanz Teil 2: Wettbewerbe und Events

Lesedauer 13 Minuten

In der vergangenen Woche habe ich mich im Teil 1 dieser Serie dem Thema nachhaltige Tanzkleidung und Tanzbedarf gewidmet, heute passend zum World Earth Day nun der zweite Teil mit ein paar Gedanken zum Thema Tanzwettbewerbe und andere Tanzevents.

Nachhaltigkeit bezieht sich nicht nur auf Umwelt, Klima und CO2, sondern auch darauf welchen sozialen Effekt wir erzielen und konkret in Bezug auf Tanzwettbewerb: was bringt es der Tanzkunst und den Tänzer:innen

Auch hier will ich zunächst mit einer kleinen persönlichen Bestandsaufnahme starten.

Als Juror und Dozent muss ich oft reisen, besonders bei internationalen Veranstaltungen bleibt aus Zeitgründen oft nur das Flugzeug. Innerhalb Deutschlands fahre ich seit vielen Jahren in der Regel nur mit dem Zug. Wenn man bedenkt, dass viele Workshops, Seminare und Tanzturniere meist über 1-3 Tage gehen und einige der Ziele auch nur durch Umsteigen zu erreichen sind, dann kommen da einige Flüge zusammen. Obwohl ich zentral in der größten deutschen Stadt wohne, so sind viele Ziele vom Flughafen Berlin-Brandenburg, nicht nonstop erreichbar, besonders wenn Wettbewerbe wie in Kroatien oder in anderen Urlaubsgebieten außerhalb der Saison stattfinden. Dann musste ich in der Vergangenheit häufig über Italien oder Österreich reisen oder im günstigsten Fall von Berlin nach München oder Frankfurt und von dort weiter. Eine ganze Weile gab es von Berlin auch keine Direktverbindungen in die USA und auch aktuell gibt es nur wenige Verbindungen, die direkt nach New York fliegen, nach Los Angeles oder andere Teile der USA wird es schon schwieriger. Jeder zusätzliche Flug innerhalb einer Reise bedeutet eine enorme Zunahme von CO2 Emissionen, da jedes Umsteigen, einen zusätzlichen Start und dann zusätzliche Landungen erfordert. Eine nonstop Verbindung alleine ist schon extrem aber ein oder zwei Umstiege machen den Flug doppelt bis dreifach schlimm.

Auch die Planung der Reisen gestaltet sich oft sehr schwierig. In der Vergangenheit kam es dann auch zu grotesken Situationen, wie zum Beispiel, dass ich an zwei Wochenenden hintereinander für den gleichen Veranstalter in zwei österreichischen Städten werten sollte. Dazu bin ich freitags hin geflogen, montags zurück geflogen und am kommenden Freitag wieder hin. Ich hatte dem Veranstalter angeboten, mir von Dienstag bis Freitag alternativ ein Hotelzimmer zu buchen, damit ich in Österreich bleiben könne, doch das wurde aus Abrechnungsgründen abgelehnt. Stattdessen buchte man mir insgesamt fünf verschiedene Flüge. Was für eine Verschwendung von Ressourcen. Ich hätte mir die Zeit genommen, zwischendurch in Österreich zu bleiben, hätte mir Bürokram mitgenommen oder hätte die Zeit genossen, mir auch einmal etwas anzuschauen, was bei diesen kurzen Reisen nämlich oft zu kurz kommt. Solche Situationen tauchen häufiger auf, und das ärgert mich maßlos.

Auch versuche ich ich seit vielen Jahren, Veranstalter von Workshops und Turnieren miteinander zu kombinieren, in dem ich darum bitte, Termin Buchungen frühzeitig vorzunehmen, so dass ich einzelne Veranstaltungen miteinander kombinieren kann und die Reisen effektiver planen kann. Zurück zum obigen Beispiel, wäre die Planung in Österreich frühzeitig erfolgt, hätte ich unter der Woche dort auch Master Classes machen können. Die Kosten für zusätzliche Unterkunft und Reise hätte man zwischen den beiden Veranstaltern aufteilen können. Ein anderes Beispiel: wenn ich zum Beispiel am Samstag einen Workshop in Köln gebe, wäre es doch schön wenn ich irgendwo auf dem Weg zwischen Köln und Berlin sonntags auch noch einen Workshop geben könnte und nicht erst am Wochenende drauf oder 14 Tage später. Ich versuche inzwischen alle meine Termine so zu planen, dass ich möglichst wenig An- und Abreise habe, möglichst wenig hin und her reisen muss. Das funktioniert aber nur, wenn Buchungen langfristig und frühzeitig eingeben.

Es wäre alles so viel einfacher, wenn ich zumindest Halbjahres bis Jahresprogramme machen könnte und sich Studiobetreiber oder Veranstalter nicht erst zwei Monate vorher überlegen würden, ob sie eine Veranstaltung machen möchten. Noch mehr ärgern mich ehrlich gesagt, die Veranstalter, die tatsächlich glauben, sie könnten 14 Tage vorher anrufen und würden dann noch einen freien Termin bekommen. Ich will mich gar nicht zu viel beschweren. Ich freue mich über jede Buchungsanfrage. Aber um den CO2 Fußabdruck nachhaltig zu verringern, wünschte ich mir etwas mehr Planung. Nicht zuletzt auch deshalb, um mein eigenes Leben etwas zu entschleunigen, denn ich bin nicht mehr bereit, von Veranstaltung zu Veranstaltung zu hetzen.

Übrigens, verringern sich nicht nur Fahrtkosten, die auf die Veranstalter:innen umgelegt werden, wenn einzelne Reisen miteinander kombiniert werden können, auch insgesamt könnten Workshops dadurch günstiger für die Teilnehmer:innen werden.

Als während der Pandemie alles still stand, ist mir das alles sehr bewusst geworden, und ich habe mich entschieden, bestimmte Jobs, für die ich nur für zwei Tage einfliegen soll, besonders Jury Einsätze bei Tanzturnieren, zu minimieren und habe bereits eine ganze Reihe von Veranstaltungen abgesagt. Dazu muss man wissen, dass Juror:innen in der Regel bei allen Wettbewerben minimal bezahlt werden, einige Veranstalter:innen zahlen einigermaßen, aber immer noch nicht angemessen und die meisten Wettbewerbe sparen bei den Wertungsrichter:innen und zahlen nur eine kleine Aufwandsentschädigung oder versuchen die Juror:innen mit Ehre, Fahrkosten und Verpflegung zu locken. Dies macht sich dann häufig auch bei der Qualität der Jury bemerkbar.

Auf Letzteres lasse ich mich, mit wenigen Ausnahmen, in der Regel nicht mehr ein. Ich bin Profi und ich möchte auch als Profi bezahlt und wertgeschätzt werden. Die Übernahme von Fahrtkosten und Hotel Unterkunft halte ich als selbstverständlich, aber sie kann nicht als Gage gewertet werden. Die Ausnahme von der Regel sind einige wenige Wettbewerbe, Freundschafts-Turniere innerhalb meines persönlichen Tanznetzwerkes, die kein großes Budget haben und die ich gerne unterstütze. Das ist aber eine ehrenamtliche Entscheidung , die ich selber treffe und nicht der Ausrichtende. Die meisten Veranstalter:innen der großen Turnierserien verdienen, sagen wir es mal so, sehr sehr sehr gut. Wenn man bedenkt, dass die größten Wettbewerbe, auch wenn sie scheinbar Konkurrenz Veranstaltungen sind, in der Hand einiger weniger Veranstalter sind, die alle Millionäre sind, prinzipiell nur First Class Reisen und in fünf Sterne Hotels wohnen. Man kann eins und eins zusammen zählen. Wenn bei einzelnen Wettbewerben inzwischen ein Solo zwischen 45 und 65 € Startgebühr kostet, Duette und Gruppen natürlich entsprechend mehr und man sich die Anzahl der Teilnehmer:innen anguckt und dann noch Eintrittspreise für das Publikum hinzu rechnet, plus Merchandise Verkauf und häufig auch Beteiligung an den Gastronomie Einnahmen, dann kann man erahnen, wie viel Einnahmen Veranstalter:innen gaben können. Natürlich ist das nicht sein Gewinn, er hat auch enorme Kosten für Saal Miete, GEMA, Personal, Strom, Versicherungen, Technik und zusätzliche Bühnenaufbauten. Ich weiß zum Beispiel von einer Outdoor Bühne, die bei einem internationalen Wettbewerb für die Eröffnungszeremonie und die abendlichen Party Events aufgebaut wurde, dass Miete, Auf- und Abbau dieser Bühne alleine eine halbe Millionen Euro gekostet hat. Da kommen schnell Kosten zusammen, aber dennoch sind die großen Wettbewerbe ein lukratives Geschäft für die Eventplaner:innen, auch wenn sie sich nach der Pandemie nur langsam wieder erholen. Ich rede dabei gar nicht von den kleinen Wettbewerben, diese müssen in der Regel oft jeden Cent umdrehen, können nur durch viele ehrenamtliche Kräfte gestemmt werden und sie brauchen jede Einnahme, damit sich das Event trägt.

Das sind die Gründe, warum ihr mich in der nächsten Zeit weniger als Juror auf Wettbewerben sehen werdet, ich will weniger unsinnige Reisen machen und wenn ich diese Reisen schon machen muss, dann sollen sie wenigstens vernünftig bezahlt sein. Und ich möchte Veranstaltung haben, mit deren Konzept und Durchführung ich mich identifizieren kann. Leider erfüllen viele Veranstaltungen meinen Anspruch derzeit nicht, den ich als Pädagoge, Choreograf und Wertungsrichter habe und das wird derzeit eher von kleineren Turnieren erfüllt.

Ansonsten kann ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, für so viele CO2 Emissionen verantwortlich zu sein. Dann spare ich mir mein CO2 Budget lieber und fliege dafür einmal im Urlaub.

Ein gutes Überbleibsel aus der Pandemie ist übrigens in den USA und anderen Ländern inzwischen sehr verbreitet. Es gibt eine neue Software, die ist ermöglicht, dass Juroren und Jurorinnen bei einem LIVE Turnier teilweise von zu Hause arbeiten. Ein Teil der Jury ist vor Ort im Saal, und der andere Teil sitzt live zu Hause vor einem speziellen Livestream und kann seine Wertungen in Echtzeit in ein computergestütztes Wertungssystem eingeben und die Wertungen liegen genauso schnell vor wie von der Jury vor Ort.

Auch bestimmte Fortbildungen und Seminare mache ich nach wie vor und in Zukunft nur über Zoom, was viele Ressourcen und viel Zeit spart. Nur bei Workshops, egal ob Technik oder Choreografie halte ich nicht viel davon. Persönlich finde ich hybride Workshops, d.h. Workshops, die live stattfinden und gleichzeitig gestreamt werden auch sehr mühsam und gebe zu, dass ich oft vergesse, mich auch an die Teilnehmenden vor dem Computer zu wenden. Bei solchen Workshops geht es auch um soziale Aspekte und die sehe ich, bei aller Technikaffinität bei digitalen Veranstaltungen nicht.

Anders sieht es bei Einzeltrainings und Coachings aus. Diese mache ich inzwischen sehr erfolgreich und sehr effektiv über Zoom und Co. und kann den Kindern und Jugendlichen so wesentlich günstigere Preise bieten als ich es live in Präsenz könnte und kann auch mehr freie Termine anbieten. Auch dies werde ich in Zukunft beibehalten.

Nun zu unserem Schwerpunkt Thema. Nachhaltigkeit vor Ort bei Tanzwettbewerben.

Ich habe in der Vergangenheit bereits öfter an verschiedenen Stellen geschrieben und gesagt, dass ich, bei aller Liebe zum Competition Dancing, die Entwicklung der letzten Jahre sehr kritisch sehe. Tanzwettbewerbe haben Vorteile, sie geben die Möglichkeit, Bühnenerfahrung zu sammeln, sie ermöglichen, Feedback von Tanzprofis zu bekommen und, wie ich finde, der wichtigste Aspekt, die Kinder und Jugendlichen können andere Tänzer:innen treffen und sehen, was andere tanzen. Leider kommt mir diese soziale Komponente bei vielen Veranstaltungen inzwischen zu kurz. Auch wenn ich mich wiederhole: Veranstaltungen, wo die Kinder und Jugendlichen nicht in den Saal dürfen, um die anderen Tänzer:innen zu sehen, nur damit der Veranstalter mehr Tickets für Zuschauer:innen verkaufen kann, finde ich eine ungünstige Entwicklung. Ich kann verstehen, dass man Ticket-Einnahmen braucht, aber wenn die Räumlichkeiten so eingeschränkt sind, wünsche ich mir wenigstens eine Liveübertragung des Wettbewerbs in den Backstage Bereich, wo die anderen Teilnehmenden zugucken können.

In diesem Zusammenhang habe ich aber auch schon öfter bemängelt, dass ich finde, dass bei vielen Wettbewerben es inzwischen zu wenig um die Kinder geht und die Qualität der Juroren oft nicht gut ist. Meiner Meinung nach, reicht es nicht, eine Jury mit irgendwelchen aktiven oder ehemaligen Tänzer:innen zu besetzen oder mit irgendwelchen Theater-Menschen denen häufig jeglicher Bezug zum Amateurtanzen und zur Tanzpädagogik im Bereich Kinder und Jugend fehlt.

Ich ärgere mich in letzter Zeit häufig über Wertungen, die vergessen, dass es sich auf der Bühne, nicht um Profis, sondern um Kinder und Jugendliche handelt, dass es sich nicht um Bühnen Choreografien für Profis handelt, sondern um Choreografien, die in der tanzpädagogischen Ausbildung entstehen.

Außerdem habe ich in der Vergangenheit mehrfach bemängelt, dass ein zu viel an Wettbewerben für die meisten Tänzer:innen nicht gut ist. Ich kenne es selbst aus meiner aktiven Zeit, dass mich meine Lehrer:innen und Eltern bremsen mussten, denn ich wäre natürlich am liebsten an jedem Wochenende auf ein Turnier gefahren. Aber es hätte mich nicht weitergebracht.

Wie gesagt, Turniere sind eine gute Sache. Wenn aber, wie derzeit zu sehen, der sportliche Wettkampfgedanke immer mehr Oberhand gewinnt und es nur noch um Siegen und Titel geht, und jeder Tänzer und jede Tänzerin pro Saison mehrere neue Tänze lernen muss, dann geht es für mich auf Kosten der künstlerischen und kreativen Tanzausbildung.

Ich habe bereits an anderer Stelle geschrieben, dass viele Tänzer:innen, die zu sehr in der Wettbewerbswelt verhaftet sind, sich später sehr schwertun, die Aufnahme an einer Tanz Hochschule zu schaffen. Warum ist das so? Weil die Hochschulen in der Regel nichts mit Tänzer:innen anfangen können, die zu wettbewerbsorientiert sind und in der Regel nicht mehr formbar sind. Es gibt eben einen großen Unterschied zwischen Bühnentänzer:in und Turniertänzer:in; auf Turnieren tanzt du, deine Kreationen oder die Kreation, die ein Choreograf oder eine Choreografin für dich persönlich erstellt hat. Professionelle Tänzer:innen werden in der Regel gebucht, um die Ideen von Choreografen umzusetzen, du bist dann das Instrument, um seine Visionen auf die Bühne zu bringen. Zwar gibt es auch Choreograf:innen, die ihre Choreografien mit und für ihre Tänzer:innen entwickeln, aber in der Regel hat der Tänzer oder die Tänzerin, kein großes Mitspracherecht und muss tun, was gesagt wird. Ein zu starkes Ego, von jemandem, der mehrere Meisterschafts Titel hat, ist da oft hinderlich.

Es gibt durchaus bestimmte Hierarchien im Tanz, die wir langsam abschaffen sollten aber in manchen Fällen geht es ohne Hierarchie nicht.

Ich schreibe dies so ausführlich, weil ich klar machen möchte, dass wenn ich schreibe, wir sollten alle weniger Tanzwettbewerbe machen, ich das nicht nur aus Umwelt- und Klimagründen sage, sondern auch aus tanzpädagogischen Gründen. Nachhaltigkeit im Tanz bedeutet auch, was langfristig für den Tanz und die Ausbildung der nächsten Generation herauskommt.

Und deshalb noch einmal deutlich: Ich beobachte in den letzten Jahren, dass die meisten Kinder und Jugendlichen pro Saison viel zu viele verschiedene Turniere tanzen. Und das geht sichtbar auf Kosten der tänzerischen Qualität, der Tanztechnik, des künstlerischen Ausdrucks und leider werden auch die Choreografien immer einseitiger und unkreativer. Nachhaltigkeit heißt auch, nachhaltig für den Tanz zu arbeiten, und ich glaube, wir tun dem künstlerischen Tanz nichts Gutes über den Tanz immer mehr als Sport im Wettbewerb zeigen. Tanz ist Hochleistungssport, aber in erster Linie ist Tanzkunst, das haben inzwischen auch einige Verbände zum Glück erkannt und betonen den künstlerischen Faktor wieder mehr.

Nun aber zurück zum Thema Nachhaltigkeit im von Emissionsschutz und Ressourceneinsparung.

Auch wenn wir wenige Wettbewerbe besuchen, so hängt unser CO2 Fußabdruck dabei nicht nur von der Anzahl der Turniere ab, sondern auch von der Anreise. Ich frage mich tatsächlich muss es in einem Jahr eine Weltmeisterschaft in Portugal sein, zusätzlich der Besuch einer Weltmeisterschaft in Prag und noch eine andere Weltmeisterschaft in Kroatien ? Ziele, die in der Regel nur durch Flugreisen erreichbar sind. Gut, man könnte alle diese Ziele auch per Zug erreichen, aber dazu ist die Anreise natürlich wesentlich länger. Am einfachsten ginge das noch nach Prag. Einige Familien kombinieren immerhin den Besuch einer Meisterschaft mit dem Familien Urlaub, dann gleicht sich der CO2 Abdruck geringfügig aus.

Ich würde mich freuen, wenn wir solche großen Turniere in Zukunft wieder mehr als besonderes Highlight sehen würden, welches nur ein bis zweimal im Jahr stattfindet und stattdessen wieder mehr regionale Wettbewerbe stattfinden und besucht werden

Aber es gibt so viel mehr als nur die Anreise, was bei unseren Tanzwettbewerben derzeit nicht nachhaltig ist. Über die Kostüme und unsere anderen Materialien habe ich im letzten Artikel geschrieben, aber es gibt zahlreiche andere Faktoren, mit denen wir uns nachfolgend ausführlicher beschäftigen wollen.

Ich will aber nicht nur aufzeigen, wo wir CO2 imitieren, sondern versuchen gleichzeitig ein paar Ideen für Alternativen aufzuzeigen. Und wie immer bei diesen Artikeln möchte ich betonen, auch ich bin in keinster Weise perfekt, auch mir gelingen nur kleine Dinge und in anderen Situationen versage ich immer noch selbst. Aber Nachhaltigkeit und damit Klimaschutz kann nur erreicht werden, wenn wir alle versuchen, in kleinen Schritten Gewohnheiten zu verändern. Deswegen freue ich mich auch, am Ende des Artikels Kommentare und Feedback zu lesen, vielleicht gibt es zusätzliche Ideen, die ich nicht geschrieben habe.

Unterkunft

Bei der Wahl der Unterkunft, wenn man es sich leisten kann, kann man schon darauf achten, ob es ein nachhaltig ausgerichtetes Hotel ist. In der Regel schreiben die Hotels auf ihren Webseiten über ihre nachhaltigen Bemühungen. Ansonsten fragen Sie bei der Buchung nach; benutzt das Hotel ökologisch erzeugten Strom , wird Müll recycelt, wie viel convenience Food (viel Abfall und Emissionen in der Herstellung) wird angeboten, oder beschränkt man sich auf regionale und saisonale Produkte, gibt es tierfreie Angebote beim Frühstück, welche Materialien werden verwendet und und und.

Requisiten

Dass wir beim Bau von Requisiten und Bühnenbildern auf nachhaltige Materialien zurückgreifen sollten, habe ich bereits im letzten Artikel geschrieben. Hinzukommt aber ein nicht unwesentliche Punkt, Requisiten und Bühnenbilder sollten auch lange halten und gut transportiert werden können. Ich habe es bei großen Meisterschaften erlebt, dass Gruppen riesige Bühnenbilder mitbrachten oder gar mit Materialien, die sie vor Ort kauften, am Turnierort bauten und nach dem Ende der Veranstaltung einfach hinter der Halle in den Müll werfen. Das ist natürlich eine absolute Verschwendung von Ressourcen. Ich persönlich halte eh nichts von überdimensionalen Bühnenaufbauten und zu viel Effekthascherei, so dass nicht nur die Umwelt, sondern auch ich auf große Bühnenaufbauten auf Wettbewerben verzichten könnte.

Die Dinge, die Tänzer: innen und Eltern also tun können, sind kürzere Wege, nachhaltige Verkehrsmittel, Fahrgemeinschaften, nachhaltige Materialien benutzen und wenige, dafür qualitativ hochwertige Turniere.

Noch größer in diesem Kreislauf ist aber die Rolle der Veranstalter selbst:

Turnier-Veranstalter:innen sind Eventmanager. In der Eventmanagement Branche gibt es seit einigen Jahren starke Bemühungen und Konzepte der verschiedenen Verbände, wie man Veranstaltungen nachhaltiger gestalten kann. Ich möchte diese Konzepte nachfolgend einmal auf Tanzwettbewerbe und ihre Besonderheiten anwenden. Wichtig dabei ist jedoch zu betonen, dass es auch eine Geldfrage ist.

Viele kleinere Veranstalter sind gar nicht in der Lage, all dies zu finanzieren, was an Nachhaltigkeit möglich wäre. Aber von den großen global Players sollten wir bestimmte Dinge einfach fordern.

Nachfolgend eine Liste von Maßnahmen, die sinnvoll sind, wie gesagt natürlich immer, wenn es Budget und Logistik zulassen. Allerdings weise ich auch gerne darauf hin, dass manche Dinge nicht unbedingt Budget abhängig sind, sondern eigentlich nur davon abhängig sind, dass es uns schwer fällt, von alten Gewohnheiten zu lassen.

1. Kommunikation: etwas, was ich generell sinnvoll finde und was auch relativ Budget unabhängig ist, ist, dass ich der Veranstalter mit Pädagoge:innen, Tänzer:innen und Eltern kommuniziert, um auf Nachhaltigkeitsthemen hinzuweisen oder die Teilnehmenden zu bitten, auf bestimmte Dinge zu verzichten oder bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, damit zum Beispiel weniger Müll anfällt. Gleichzeitig finde ich es auch immer wichtig zu kommunizieren, welche Maßnahmen der Veranstalter selber anwendet.

2. Abfall minimieren: Veranstalter können Abfall minimieren, in dem sie Recycling Station aufstellen, wiederverwertbare Becher und Geschirr anbieten und zum Beispiel Apfel Vermeidungsstrategien wie die Verwendung von digitalen Tickets oder die Reduzierung von Einwegmaterialien anwenden. Ich sehe sehr selten Veranstaltung, wo der Müll getrennt wird. Zu Hause macht es fast jeden aber bei Veranstaltungen kommt alles immer in einen großen Müllsack.

3. Nachhaltige Materialien verwenden: Veranstalter kein recycelbar oder biologisch abbaubare Material wie Papier, Strohhalme Geschirr aus nachhaltigen Strohstoffen oder Textilien aus Biobaumwolle verwenden.

4. Nachhaltige Verpflegung: Veranstalter sollten lokale saisonale und biologische Produkte anbieten, um den CO2 Fußabdruck von Lebensmitteln und Getränken zu reduzieren. Sollten externe Caterer ausgewählt werden, so sollten diese danach ausgewählt werden, dass sie diese Kriterien erfüllen. Auch mehr vegetarische oder vegane Angebote sind sinnvoll. Generell sollte man sich vorher überlegen, was mit Lebensmitteln passiert, die eventuell nicht verbraucht werden kann, mit Tafeln oder food Sharing zusammen gearbeitet werden,, oder können die Dinge an das Team verteilt werden. Je weniger weggeschmissen wird, desto besser.

5. Energie Effizienz verbessern: Veranstalter können die Energieeffizienz verbessern, indem sie LED Beleuchtung oder Solar Strom verwenden um den Energieverbrauch durch intelligente Technologien wie bewegen sie suchen und Timer kontrollieren. Das ist in fremden Locations natürlich selten möglich, aber bei der Buchung von Technik und besonders Licht von externen Dienstleistern, sollte schon darauf geachtet werden, möglichst sparsam Technik auszuleihen und zu buchen.

6. Transport optimieren: so manche organisatorische Fahrt oder Besorgungsfahrt kann gespart werden, wenn im Vorfeld gut geplant worden ist. Auch sollte man sich fragen, ob jeder vom Team individuell anreisen muss oder ob man auch hier Fahrgemeinschaften bilden kann. Das gilt auch für die Anreise und den Transport der Jury. Ich habe im Ausland so groteske Situation erlebt, dass jeder einzelne Jura in einem eigenen Taxi vom Hotel zur Veranstaltung Steckdose gebracht wurde. Ein Großraumtaxi hätte einiges sparen können.

7. Location: Veranstaltungsstädten sind rar und teuer und deswegen können Veranstalter häufig nicht wählerisch sein. Besonders die kleineren Veranstalter. Aber wenn die Ware steht, sollte man zukünftig vielleicht doch ein bisschen mehr darauf achten, ob man nicht alternative Locations hat, die im Bauweise und Betrieb nachhaltig und Emissions Arm sind.

8. Getränke: ich wundere mich immer, warum auch im Catering so häufig nur noch Plastikflaschen, häufig sogar Einweg Plastikflaschen zu finden sind. Es gibt inzwischen fast überall Getränkelieferanten, die nicht wesentlich teurer sind als Supermärkte und die Kästen mit Glasflaschen liefern und das Leergut auch wieder abholen. Es gibt inzwischen in vielen Städten von den Stadtwerken oder Wasser betrieben. Die Möglichkeit, ein mobiles Wassermobil beziehungsweise Wasser Tankstellen für eine Veranstaltung zu buchen. Dort können sich alle Teilnehmer mit einer wiederverwertbare Flasche (natürlich am besten nicht aus Plastik) so viel Wasser abfüllen, wie sie während der Veranstaltung benötigen. Ich würde mir wünschen so etwas häufiger auf drei Tanzwettbewerb zu sehen.

Die sind nur ein paar Beispiele, wenn man genauer hinschaut und die Veranstaltung mal analysiert, so wird man nach und nach auf viele kleine Dinge kommen. Die Veranstalter:innen, Teilnehmer:innen und Zuschauer: innen beachten können und mithelfen können, Veranstaltung nachhaltiger zu gestalten.

Ergänzend noch einmal der Hinweis: Nachhaltigkeit bezieht sich natürlich nicht nur auf die Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit hat auch etwas mit sozialen Aspekten, mit einer ethischen Grund Verantwortung und mit Inklusion zu tun. So sind viele Veranstaltungen in Deutschland immer noch nicht ausreichend barrierefrei. Veranstalter sollten sich außerdem immer wieder die Frage stellen wie Inklusiv ist meine Veranstaltung, wie divers. Ist meine Veranstaltung diskriminierungsfrei, wie ist der Umgangston. Auch das hat mit Nachhaltigkeit zu tun, nämlich die Gesellschaft und das soziale Miteinander zu prägen. Dazu gehört übrigens auch eine ethische Selbstverpflichtung der Juroren, denn die Wertungsrichter sollten, auch wenn sie werten und bewerten, immer wieder überprüfen, ob sie frei von Vorurteilen sind. Als Beispiel: ich persönlich finde es ein absolutes Unding. Wenn Juroren, das Gewicht oder die Körperform von tanzenden in Ihrem Feedback bewerten. Auf der anderen Seite gehört auch dazu, dass die Juroren kritisch mit stereotypen Darstellungen umgehen, Sexismus und Gewaltdarstellung auf der Bühne nicht tolerieren, auf altersgerechte Präsentation, achten und kulturelle Aneignung erkennen können. (Vieles was wirklich kulturelle Aneignung ist, wird häufig nicht erkannt. Auf der anderen Seite werden Dinge, die es nicht sind, häufig als solche bewertet, diesbezüglich besteht noch viel lernen Bedarf) Doch dies ist dein Thema für einen anderen Blog Beitrag.

Wie bereits eingangs erwähnt, Nachhaltigkeit, Klima und Umweltschutz gehen nur dann, wenn wir alle mit kleinen Schritten daran arbeiten. Dabei wird jeder von uns permanent immer wieder Fehler machen. Auch ist es niemals möglich, alles zu vermeiden, was schädlich ist. Ich befürchte das würde nur dann gehen, wenn wir alle auf unserer kleinen Parzelle leben würden, kaum noch Platz und Ressourcen verbrauchen, und selbst verpflegen und vor allen Dingen kaum noch mobil sind beziehungsweise nur noch soweit, was per Fahrrad und zu Fuß erreichbar ist.

Aber wir können alle daran arbeiten, Gewohnheiten zu ändern und dadurch einen Effekt zu erzielen, ohne uns in unserer Lebensqualität einschränken zu müssen.

Kommentieren Sie gerne und schreiben Sie Ihre Ideen oder Erfahrungen. Auch würde mich sehr interessieren, ob es auch andere Menschen gibt, die die Flut von Wettbewerben und Turnieren, wie ich, kritisch sehen.

Happy Earthday…. Earth Day sollte jeden Tag sein.

2 Kommentare

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Puh, Sten, da hast ein riesiges Fass aufgemacht bzw. angesprochen. Sehr interessant und spannend zugleich. Auch wenn ich selber einmal so etwas wie ein Tanzveranstalter war, von der Quantität der Mitwirkenden sogar ein recht großer, hatte ich mit solcherlei ‘Gedanken’, gar Problematiken, recht wenig zu tun gehabt. Waren wohl auch nicht so präsent wie heutzutage. Mein Tätigkeitsgebiet und damit Auswirkung in die Tanzszene war örtlich und regional begrenzt, nur vereinzelt über NRW hinausgehend. Das ‘Kommen und Gehen’ der Mitwirkenden geschah somit allermeist innerhalb von Stunden. Es brauchte halt keine/r über Landesgrenzen hinweg weite Wege zurücklegen, geschweige mit Flugzeug. Deshalb nochmals Danke für den tieferen Einblick in das professionelle Tanzgeschehen mit Amateuren, wo eine Eröffnungszeremonie allein vom Equipment gar wie du schreibst an eine halbe Mio. Euro heranreicht.

Da ich vom Veranstalter seit 2008 vollends in die Videografie umgeschwenkt bin, nehme ich Soloanmeldegebühren von bis zu 69 € an dieser Stelle nur zur Kenntnis.
Was für mich darüber hinaus aber gar nicht geht, ist für eine simple Videoaufnahme zw. 1,5 und 3,5 Minuten 40 € seitens des Veranstalters zu veranschlagen. Das liegt mitnichten daran, dass ich als Videoist (oder andere) so teuer bin, mitnichten. – Ich stelle nicht in Abrede, dass das ganze Drumherum, was zu einer guten Veranstaltung gehört, massiv Geld kostet. Du hast die Big Points benannt.
Im Regelfall ist es ja so, dass Darbietende auf der Bühne Geld erhalten. Wenn dem schon bei einem Wettbewerb nicht so ist, sollte unbedingt die Zeit und Mühe genommen werden, einen Sponsor zu akquirieren, als über eine Schmerzgrenze hinaus die Teilnehmenden finanziell zu belasten.

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